Veranstaltungshinweis: Eröffnung Threads of Life – Textiles in Medicine and the Arts
Eröffnung: 18:00
AIL - Angewandte Interdisciplinary Lab
Otto Wagner-Postsparkasse, 1010 Wien
Obwohl Textilien in der Medizin seit jeher unverzichtbar sind, wurde ihre Rolle in diesem Kontext bislang nur unzureichend erforscht. Vom chirurgischen Faden über Wundauflagen, Tücher, Binden und Schutzkleidung bis hin zum Krankenhausbett sind sie aus der Heilpraxis nicht wegzudenken. Die Beziehung zwischen den Textilien in der Kunst, der Medizin und dem Wohlbefinden ist jedoch noch viel weitreichender. Sie umfasst unter anderem die Anwendung von Techniken wie Stricken, Häkeln, Weben oder Flechten bei der Entwicklung von Transplantaten oder chirurgischen Netzen.
Der Einsatz von Textilien ist allerdings auch ambivalent. In psychiatrischen Einrichtungen fanden sie zur Ruhigstellung der Patient*innen Verwendung, doch nutzten diese die Textilien auch zur Gestaltung ihrer Umgebung oder kreierten daraus Körperhüllen als Überlebensstrategie. Textilien können auch gesundheitsschädigend wirken: Abgesehen vom Zufügen schädlicher Substanzen, werden sie in der Mode seit Jahrhunderten verwendet, um den Körper nach Schönheitsidealen zu (ver-)formen und zu disziplinieren. Die visuelle Kunst und die künstlerische Forschung reflektieren diese diffizilen Beziehungen in vielfältiger Weise. Künstler*innen verwenden Textilien, um die Verletzlichkeit des menschlichen Körpers, seinen fortschreitenden Verfall und den drohenden Tod zu verdeutlichen, aber auch um zu zeigen, wie komplex zwischenmenschliche Beziehungen sind. Sie lenken die Aufmerksamkeit auf die (Selbst-)Pflege, das Verständnis der menschlichen Anatomie, die Wahrnehmung der eigenen Körperlichkeit und auf die Art und Weise, wie Textilien zu existenziellen Verkörperungen werden können. Über die metaphorischen „Threads of Life“ hinaus verbindet das Vernähen das Handwerk der Chirurgie mit dem der Schneiderei. Die Ausstellung entfaltet vielfältige Beziehungen zwischen Textilien, Medizin und Kunst. Sie bringt historische Objekte und zeitgenössische künstlerische Positionen in einen Dialog, der produktive Spannungen erzeugt.
Künstler*innen:
Sonja Bäumel, Pascale Maxime Ballieul, Camille Borchert, Ida Flora Frantal, Raja Goltz, Barbara Graf, Ruth Anderwald + Leonhard Grond, Elizabeth McGlynn, Ute Neuber, Katharina Sabernig, Hannah Schwab, Yuliia Strykovska, Leo Ruben Enosch Zellweger
Kuratorisches Team:
Monika Ankele (Medical University of Vienna), Barbara Graf (University of Applied Arts Vienna), Katrin Pilz (Ludwig Boltzmann Institute for Digital History, Vienna), Monika Pietrzak-Franger (University of Vienna), Barbara Putz-Plecko (University of Applied Arts Vienna), Katharina Sabernig (University of Applied Arts Vienna), Georg Vasold (University of Vienna).
The curatorial team is part of the transdisciplinary working group History of Medicine and Medical/Health Humanities of the Austrian Academy of Sciences.
Save the Date:
Die Ausstellung wird von der interdisziplinären Konferenz "Threads of Life – Textiles in Medicine and the Arts" begleitet: 20. Juni 2023, 10:00–18:30