Sammeln, Aneignen, Übersetzen.
Rosalia Rothansl, Mileva Stoisavljevic-Roller und die moderne Hausindustrie
Herausgegeben von Stefanie Kitzberger und Eva Klimpel
Info
- Mit Beiträgen von
Anna Ebert, Katharina Enzinger, Claire Deuticke, Manon Fougère, Marie-Claire Gagnon, Birgit Haberpeuntner, Ulrike Haidinger, Tamara Hauer, Konstantina Hornek, Ljubica Jakšić, Stefanie Kitzberger, Eva Klimpel, Julienne Lorz, Emilie Malmgren, Iris Oke, Samira Plunger, Cosima Rainer, Julia Secklehner, Nicole Waltener, Viktoria Weber
- Gestaltung
- Verlag
- Sprache
Deutsch
- ISBN
978-3-9505090-7-6
- Buchbestellung
kunstsammlungundarchiv@uni-ak.ac.at und via http://www.new-toni.press/
Die Publikation behandelt zwei Konvolute an folkloristischen Textilien aus der Sammlung der Universität für angewandte Kunst Wien. Diese wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Rosalia Rothansl und Mileva Stoisavljevic-Roller, zwei zentralen Protagonistinnen der frühen weiblichen Professionalisierung an der damaligen Kunstgewerbeschule, gesammelt und als Lehrmittel inventarisiert. Sie stehen exemplarisch für Verfahren der Dekontextualisierung und Umdeutung handwerklich-künstlerischer Techniken und Objekte aus ländlichen Regionen der damaligen Doppelmonarchie, die die Wiener Moderne kennzeichnen. Aus gegenwärtiger Perspektive wirft diese beispielsweise auch von Emilie Flöge und Gustav Klimt praktizierte Form der kulturellen Aneignung oder Übersetzung zahlreiche Fragen auf. Wie können Sammlungsobjekte, die um 1900 aus ihren ursprünglichen Zusammenhängen entnommen, als Artefakte in museale Kontexte übertragen wurden oder als Projektionsflächen für emanzipatorische Bestrebungen fungierten, analysiert werden, ohne die darin implizierten Machtverhältnisse zu reproduzieren und zu untermauern? Auf welche Weise können Ansätze postkolonialer Theorie auf die Untersuchung von Objekten übertragen werden, deren Herstellung, Entwendung und Neunutzung innerhalb eines zusammenhängenden Staatsgebildes stattfand, das zentralistisch organisiert und durch zahlreiche ökonomische, kulturelle und konfessionelle Differenzen und Asymmetrien geprägt war?
Das im Verlag New Toni Press erschienene Buch dokumentiert die Ergebnisse einer Lehrkooperation zwischen Kunstsammlung und Archiv und dem Masterstudiengang Expanded Museum Studies an der Angewandten, in der sich die Studierenden diesen und weiteren Fragestellungen vor dem Hintergrund einer konservatorischen Bestandsaufnahme der zwei textilen Sammlungen widmeten. In Kurztexten, Essays und dokumentarischen Einblicken werden außerdem Herausforderungen und Potentiale beleuchtet, die die Arbeit mit historisch gewachsenen, heterogenen Sammlungen prägen.