Schaukasten Fernheilung

Im Rahmen der Ausstellung Fernheilung werden Reproduktionen der fotografischen Dokumentation des Symposiums Das ästhetische Feld. Vorträge zu Praxisformen der Kunst im Schaukasten der Kunstsammlung gezeigt. Die ausgewählten Fotos zeigen die Situation in den Gängen der Hochschule, wo die Veranstaltung über mehrere Monitore live übertragen wurde.

Das Ästhetische Feld. Vorträge zu Praxisformen in der Kunst ist eine Veranstaltung, die von 2. bis 5. Juni 1992 an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien stattfindet. Das Symposium ist eine Kooperation zwischen dem Institut für Museologie geleitet von Oswald Oberhuber und der Galerie Metropol Wien (Georg Kargl und Christian Meyer). Eingeladen werden internationale Künstler:innen und Akteur:innen im Kunstfeld: Peter Weibel, Jeff Koons, Peter Fend, Colin de Land (Tag 1, 2. Juni 1992), Jessica Stockholder, Gerwald Rockenschaub, John Miller, Raymond Pettibon (Tag 2, 3. Juni 1992), Christian Philipp Müller, Renée Green und Andrea Fraser (Tag 3, 4. Juni 1992). Die Veranstaltung wird von Christian Meyer, Christian Philipp Müller sowie Ulf Wuggenig geleitet und von Renate Kainer umgesetzt.

Bezugnehmend auf den Text The Field of Cultural Production, or: the Economic World Reversed (übersetzt von Richard Nice, in: Poetics, no 12, 1983) des Soziologen Pierre Bourdieu wird das ästhetische Feld als Konfiguration von Beziehungen zwischen mehreren Akteur:innen, Themenfeldern und Fragestellungen entworfen. Bourdieus theoretischer Ansatz analysiert Realitätskonstruktionen, Statements und Strategien kultureller Produktion in Abhängigkeit von ihrer Position innerhalb eines sozialen Mikrokosmos (Feld). In seiner Konzeption sind Prozesse innerhalb einzelner (gesellschaftlichen) Felder weitgehend autonom und funktionieren nach ihrer eigenen internen Logik, stehen aber im Verhältnis zu anderen Feldern. Auf dem Plakat und der Einladungskarte zur Ankündigung der Veranstaltung sind Diagramme, die in dem oben genannten Text Bourdieus abgebildet sind, zu sehen.

Wie der Untertitel Vorträge zu Praxisformen der Kunst nahelegt, präsentieren die eingeladenen Personen ihre Arbeit und künstlerischen Strategien. Die Beiträge sind formal heterogen: Colin de Land liest einen von ihm geschriebenen Text vor, während auf drei Monitoren die Filme Rambo III (Peter MacDonald, 1988), Pink Flamingos (John Waters, 1972) und Andy Warhol’s Frankenstein (Paul Morrisey, 1973) gezeigt werden. Gerwald Rockenschaub führt an zwei Turntables und einem Mischpult dem Publikum zeitgenössische, musikalische Motive vor und thematisiert das Potenzial von Technomusik, konventionelle Muster von Autor:innenschaft zu brechen. Andrea Fraser beginnt ihren Beitrag mit einem Ausschnitt aus einem Video, das ihre Performances May I Help You? (1991) zeigt, die im Kontext einer Ausstellung mit Allan McCollum entstanden ist. Darin thematisiert Fraser unterschiedliche Positionen innerhalb des ästhetischen Felds in Bezug auf die Position des Publikums als Konsument:innen von Kunstobjekten. Auf das Video folgt ein Artist Statement, in dem sie primär zwei Positionen von kulturellen Produzent:innen im ästhetischen Feld ausarbeitet und ihre eigene Praxis thematisiert.