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Biografie

Biografie

1886–1909

Geboren am 1. März 1886 in Pöchlarn an der Donau, Kindheit und Jugend in bescheidenen Verhältnissen in Wien. Der Vater Gustav, gelernter Goldschmied aus Prag, arbeitet als Handelsreisender, seine Mutter Romana, Förstertochter aus Niederösterreich. Geschwister: Berta (1889–1960), Bohuslav (1892–1976). 1895 Staatsgewerbeschule, 1904 Matura.

1904–1909 Studium an der Kunstgewerbeschule (heute: Universität für angewandte Kunst) in Wien, seine Lehrer sind Anton von Kenner, Carl Otto Czeschka und Bertold Löffler.

1907 parallel zum Studium Tätigkeit für die Wiener Werkstätte, Entwurf von Postkarten und Plakaten sowie das Märchenbuch Die träumenden Knaben (Text und Farblithographien). An der Kunstgewerbeschule Aktzeichnungen nach bewegten Modellen.
1908 Ausstellungsdebut im Rahmen der Kunstschau in Wien, er erntet überwiegend hämische Kritik. Bekanntschaft mit dem Architekten Adolf Loos, der ihn jahrelang nachdrücklich fördert; Einführung in den Kreis um Karl Kraus, Peter Altenberg, Arnold Schönberg, das Ehepaar Eugenie und Hermann Schwarzwald, und weiteren Vertretern der Wiener Avantgarde; zahlreiche Porträts entstehen.
1909 endet die Aufführung seines expressionistischen Dramas Mörder Hoffnung der Frauen im Gartentheater der Internationalen Kunstschau 1909 mit einem Skandal. Studienabschluss an der Kunstgewerbeschule.

1910/1911

Reise mit Loos in die Schweiz, porträtiert Patienten eines Lungensanatoriums. Aufenthalt in Berlin, Mitarbeit und etliche grafische Beiträge für die Zeitschrift Der Sturm im Umkreis von Herwarth Walden. Als herausragender Künstler ist er auf der Frühjahrsausstellung des Wiener Hagenbundes 1911 vertreten und erhält erneut heftige Kritik, aber auch Anerkennung. Arbeitet als Zeichenlehrer an der privaten Mädchenschule von Eugenie Schwarzwald, im Jahr darauf erzwingt die Schulbehörde seine Entlassung.

1912/1913

Beginn der Beziehung zu Alma Mahler, Witwe des Komponisten Gustav Mahler, ihre Liebe findet zahlreichen Niederschlag in seiner Kunst. Kokoschka wird für ein Jahr Assistent an der Kunstgewerbeschule. Italienreise mit Alma.

1914/1915

Nach Kriegsausbruch freiwillige Meldung zum Militär: ab Mitte Juni Kriegseinsatz als Kavallerist an der Ostfront in Galizien, Ende August schwere Verletzungen durch Kopfschuss und Lungenstich. Nach Feldlazarett in Brünn Verlegung ins Wiener Palffy Spital. Im Frühjahr 1915 Trennung von Alma Mahler.

IN 11.256/FP

Oskar Kokoschka als Kriegsfreiwilliger im k.u.k. Drag.-Reg. Nr. 15, 1915.
Fotopostkarte

Foto: Hermann Schieberth

1916/1917

Im Juni Frontdienst als Verbindungsoffizier an der Isonzofront und als Kriegsmaler, neuerliche Verletzung. Reise nach Berlin, Vertrag mit dem Berliner Galeristen Paul Cassirer; gegen Jahresende Genesungsaufenthalt im Sanatorium Weißer Hirsch in Dresden. Uraufführung der Dramen Hiob und Mörder, Hoffnung der Frauen sowie Der brennende Dornbusch im Albert-Theater in Dresden. Reise nach Schweden.

1918

Paul Westheim schreibt die erste Kokoschka-Monographie. Kokoschka bestellt bei der Münchner Künstlerin Hermine Moos eine Puppe nach dem Abbild Alma Mahlers.

1919–1922

Kokoschka erhält eine Professur an der Akademie für Bildende Künste in Dresden. Reichhaltige künstlerische Tätigkeit, 1922 Teilnahme an der Biennale in Venedig im deutschen Pavillon.

1923/1924

Ersucht um Freistellung von der Lehrtätigkeit an der Dresdner Akademie; 1923 in Wien Tod des Vaters, daher wiederholt Aufenthalte in Wien. Reisen nach Italien und Paris. Vertrag mit Cassirer sichert ihm ein Einkommen für die nächsten Jahre.

1924–Anfang 30er-Jahre

Ausgedehnte Reisen nach Portugal, Spanien, Niederlande, London, Frankreich, den Nahen Osten und Nordafrika. Zahlreiche Landschafts- und Städtebilder. Lebt über längere Zeiträume wiederholt in Wien.

1934–1936

Die politischen Ereignisse in Österreich und der Tod der Mutter veranlassen Kokoschkas Übersiedlung im Oktober 1934 nach Prag, wo er Olda Palkovská, seine spätere Ehefrau, kennenlernt. Er porträtiert Staatspräsident Thomas Masaryk und malt Ansichten von Prag. In Vorträgen und Essays bezieht er Position gegen die Nationalsozialisten.

1937–1946

Kokoschkas Werk wird von den Nationalsozialisten aus „entartet“ diffamiert. Aus deutschen Museen werden mindestens 600 Werke des Künstlers entfernt. In Wien findet eine große Retrospektive statt, in München werden seine Werke in der Ausstellung Entartete Kunst gezeigt. Nimmt 1938 die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft an. Im Oktober des Jahres Flucht mit Olda aus Prag nach London. In der Emigration zunächst schwierige wirtschaftliche Verhältnisse, dort Mitbegründer des Freien Deutschen Kulturbundes. Aufenthalte in Cornwall und Schottland. 1941 Heirat mit Olda. In seinen Werken prangert Kokoschka nicht nur Hitlers Eroberungswahn an, sondern kritisiert auch die Alliierten. Humanitäre Engagements, u. a. Plakat Christus neigt sich zu den hungernden Kindern. Überlegungen einer Rückkehr nach Österreich, die er aber aus politischen und wirtschaftlichen Gründen bald verwirft.

IN OKB/AD/7/FP

Oskar Kokoschka vor dem Gemälde „Anschluß – Alice in Wonderland“, 1942/1943.
Fotografie

Foto: Emil Korner

1947/1948

Ehepaar Kokoschka erhält 1947 die britische Staatsbürgerschaft. In den Jahren nach dem Krieg zahlreiche Ausstellungen in ganz Europa, beginnend mit Retrospektiven in Basel und Zürich 1947. Beteiligung an der Biennale in Venedig 1948.

1949–1952

Ausstellung in New York und Washington, leitet einen Sommerkurs in Boston. Malt in London das Prometheus-Triptychon (heute im Courtauld Institute). 1952 Gastdozent an der Minneapolis School of Art.

1953

In Salzburg unter Kokoschkas Leitung (bis 1963) Internationale Sommerakademie Schule des Sehens. Neuer Wohnsitz im eigenen Atelierhaus in Villeneuve am Genfer See.

IN OKV/Album8/3/FP

Oskar Kokoschka mit Schülern der „Schule des Sehens“ beim Studium auf einer Bastei der Festung Hohensalzburg, 1953–1955.
Fotografie

Foto: Fegosch F. Schreiber

Ab 1954

Triptychon Die Thermopylen für die Hamburger Universität, 1955 Bühnenbild zur Zauberflöte in Salzburg. 1956 zahlreiche Ausstellungen zum 70. Geburtstag, Gemälde-Werkverzeichnis von Hans M. Wingler. 1958 Große Kokoschka-Ausstellung im Künstlerhaus in Wien.

Ab 1960

1960 Erasmus-Preis zusammen mit Marc Chagall. Zahlreiche Zeichnungen von Griechenland- (1961) und Italienreise (1963). Porträtiert 1966 Konrad Adenauer. 1966 und in den folgenden Jahren zahlreiche Ausstellungen zum 80. Geburtstag. Reise nach Amerika.

Ab 1971

1971 Autobiografie Mein Leben. 1973 Israel-Reise, die Lithografieserie Jerusalem Faces mit Porträts von Teddy Kollek, Golda Meir u. a. entsteht. Bruno Kreisky verleiht Kokoschka 1974 die österreichische Staatsbürgerschaft. 1975 Werkverzeichnis für Druckgrafik (Hans M. Wingler / Friedrich Welz).

1980

Kokoschka stirbt am 22. Februar im Alter von 94 Jahren in Montreux.

Autorin: Mag. Gertrud Held