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Über uns

Über uns

Kunstsammlung und Archiv bilden das kulturelle Gedächtnis der Universität. Mit Ausstellungen, Publikationen, Tagungen, Kooperationsprojekten und einer digitalen Datenbank werden die Geschichte der Wiener Kunstgewerbeschule und die Gegenwart der Universität für angewandte Kunst Wien dokumentiert, thematisiert und vermittelt. Das Institut umfasst neben den Sammlungen Kunst, Architektur und Design bzw. Mode und Textil das Universitätsarchiv, das Oskar Kokoschka Zentrum, sowie eine Stiftung, die dem Designer Victor Papanek gewidmet ist.

Florian Pfaffenberger, Schaukasten Kunstsammlung und Archiv, 2018.
digitale Collage

Kunstsammlung und Archiv, Universität für angewandte Kunst Wien, © Florian Paffenberger

Geschichte

Auch wenn ihre Objekte bis ins 17. Jahrhundert zurückdatieren, hat die Sammlung als Institution eine erstaunlich junge Geschichte. Auf Initiative des ehemaligen Rektors Oswald Oberhuber wurde sie 1979 aus dem bestehenden Dokumentationsarchiv der Universität aufgebaut. Sie wuchs in diesem Zeitraum von 300 inventarisierten Werken auf den heutigen Bestand von über 65.000 Werken.

Seit ihren Anfängen in den 1980er Jahren widmet sich die Kunstsammlung jenen Entwicklungen und Netzwerken der Moderne, in die die Protagonist*innen der k. k. Kunstgewerbeschule eingeflochten waren. Tatsächlich war die einstige Gründungsinstitution in zahlreichen Bereichen Avantgarde: Sie setzte früh auf pädagogische Konzepte und Gestaltungsansätze, die mit den späteren Vorkursen des Weimarer Bauhauses vergleichbar waren. Ähnliches galt für die „moderne Raumkunst“, die von den Protagonist*innen der Wiener Werkstätte entwickelt wurde und die den Ausstellungsraum selbst als Gestaltungsaufgabe betrachtete. Zudem stand das Studium an der k. k. Kunstgewerbeschule schon seit ihrer Gründung 1867 auch Frauen offen. Eine wichtige Stellung nimmt hier der Kurs für "ornamentale Formenlehre"  des Künstlers Franz Čižeks ein, die ein Ideenlabor junger Künstlerinnen war, aus dem der sogenannte Wiener Kinetismus hervorging.

Diesen Aspekten will die Sammlung seit ihren Anfängen in Form von Ausstellungen, Publikationen, Präsentationen und Diskussionen, einem besucher*innenorientierten Archiv und einer digitalen Datenbank mehr Sichtbarkeit verleihen.

IN 1549

Erika Giovanna Klien, Klessheimer Sendbote, 1927.
Bleistift, Buntstift, Kreide, Deckweiß auf Papier, 31,6 x 23,3 cm

Kunstsammlung und Archiv, Universität für angewandte Kunst Wien

IN 14.774/8

Elisabeth Karlinsky, Kostümentwurf, 1923 - 1924.
Tempera, Kohle, Goldfarbe auf Papier, 31,9 x 22,6 cm

Kunstsammlung und Archiv, Universität für angewandte Kunst Wien

Dem Gründer der Sammlung, Oswald Oberhuber, ging es immer stark um eine aus der Gegenwart perspektivierte Arbeit an Geschichte und um alternative Fortschreibungen ihrer ästhetischen Narrative im Sinne einer Pluralisierung des kunsthistorischen Kanons. Künstler*innen, die in Österreich durch das Regime des Nationalsozialismus ermordet oder vertrieben wurden, rückte er wieder in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Mit Ausstellungen und Publikationen wie Die Vertreibung des Geistigen aus Österreich. Zur Kulturpolitik des Nationalsozialismus (1986) und frühen Einzelpräsentationen „vergessener“ Künstler*innen setzte er gemeinsam mit der damaligen Sammlungsleiterin Erika Patka wichtige Akzente.

Das besondere Potential der Sammlung liegt in ihrem Reichtum an unterschätzten oder marginalisierten Positionen der Kunst- und Gestaltungsgeschichte. Die kritische Auseinandersetzung mit dem künstlerischen Kanon durch Gegenerzählungen und Wieder-Entdeckungen ist somit ein wichtiger Teil ihres Programms.

Sammlungsbestände

Das Kraftfeld und Netzwerk einer Kunstuniversität entspricht einem Wissensspeicher, in dem sich Entwicklungen, Positionen und Gruppierungen, die für eine Zeit von Bedeutung sind, auf eine andere Art abzeichnen und „ablagern“ als in einem Museum.

Dies führt dazu, dass auch Künstler*innen, die in bestimmten historischen Situationen und öffentlichen Diskursen weniger wahrgenommen wurden, hier auf umfassende Weise wiederentdeckt werden können. Durch das Wissen um wichtige künstlerische Netzwerke und das Engagement für Nachlässe und Schenkungen stellen Kunstsammlung und Archiv auch ein plurales Korrektiv zum Kanon dar.

Derzeit umfasst der Sammlungsbestand rund 65.000 Objekte. Schwerpunkte existieren zu Fred Adlmüller, Friedrich Berzeviczy-Pallavicini, Friedl Dicker-Brandeis, Josef Hoffmann, Gertrud Höchsmann, Oskar Kokoschka, Anton Kolig, Adele List, Bertold Löffler, Elly Niebuhr, Otto Niedermoser, Oswald Oberhuber, Victor Papanek, Franz Schuster, Margarete Schütte-Lihotzky, Peter Weibel, Emmy Zweybrück, zur Kunst der Wiener Moderne und der Wiener Werkstätte, zu Werken des Wiener Kinetismus sowie zu allen Bereichen der angewandten und bildenden Kunst des 20. Jahrhunderts wie Grafik, Plakate, Möbel, Textilien, Fotografie, Keramik, Malerei, Objekte und Architekturmodelle der österreichischen Moderne. Mit den historischen Sammlungen der frühen Kunstgewerbeschule und der Künstler*innen Mileva Roller und Rosalia Rothansl gehören außerdem seltene Kleidungsstücke zu den Beständen.

Die Sammlung wächst beständig weiter: 2004 integrierte Rektor Gerald Bast die ehemalige Kostüm- und Modesammlung in den Bestand der Hauptsammlung. Die prekäre Raumsituation konnte von Gerald Bast 2015 durch die Erschließung neuer Depoträume verbessert werden. Seit 2020 werden kontinuierlich Bestände des Peter-Weibel-Archivs inventarisiert. Die Werke der Sammlung werden in zahlreichen Ausstellungen in der Universitätsgalerie im Heiligenkreuzerhof sowie in Kooperationen mit österreichischen und internationalen Ausstellungshäusern und als Leihgaben präsentiert.

Mit Hilfe der Archiv- und Sammlungsbestände konnten wichtige Publikationen zur Geschichte der Universität erarbeitet werden:
„Kunst und Lehre am Beginn der Moderne. Die Wiener Kunstgewerbeschule 1867-1918“ hrsg. von Gottfried Fliedl (1986) sowie „Kunst: Anspruch und Gegenstand. Von der Kunstgewerbeschule zur Hochschule für angewandte Kunst in Wien 1918-1991.“ hrsg. von Hochschule für angewandte Kunst in Wien (1991) und „150 Jahre Universität für Angewandte Kunst Wien. Ästhetik der Veränderung“, hrsg von Gerald Bast, Anja Seipenbusch-Hufschmied und Patrick Werkner (2017).

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Team

Cosima Rainer

+43 1 71133 3250

  • Leitung

Cosima Rainer ist seit 2018 Leiterin von Kunstsammlung und Archiv der Universität für angewandte Kunst Wien. Sie studierte Theater- Film und Medienwissenschaft in Wien und absolvierte das De Appel Curatorial Training Programme in Amsterdam 1996/97. Als Kuratorin arbeitete sie u.a. für die Generali Foundation, das Lentos Museum Linz und das Belvedere 21. Zudem unterrichtete sie an der Akademie der bildenden Künste Wien und an der Kunstuniversität Linz. 2011 und 2013–2018 war sie künstlerische Leiterin der Galerie der Stadt Schwaz, Tirol.

Sie ist Kuratorin zahlreicher Ausstellungen (Auswahl): …und so hat Konzept noch nie Pferd bedeutet, Generali Foundation Wien 2005; See This Sound. Versprechungen von Bild und Ton, Kulturhauptstadt-Projekt Lentos Kunstmuseum Linz 2009; Běla Kolářová und Lucy Stahl, Galerie der Stadt Schwaz 2010, Schöne Aussichten, Eröffnung des 21er Haus, Belvedere 2011, GOODBYEHELLO, Jahresausstellung der Sammlung Lenikus 2013; Vienna Complex, Gruppenausstellung im austrian cultural forum New York 2014; Grand Tourtours, Performance-Bustour an der Akademie der bildenden Künste Wien 2017; Min Yoon, Galerie der Stadt Schwaz, 2017, Fürchten und Hoffen, Gruppenausstellung Galerie der Stadt Schwaz 2018; Zuletzt kuratierte sie in der Universitätsgalerie der Angewandten im Heiligenkreuzerhof: Der Hausfreund, Eine Wiederentdeckung des exzentrischen Werks von Friedrich von Berzeviczy-Pallavicini, mit Robert Müller sowie im Österreichischen Kulturforum Berlin 2019; unter Flaschen. Die Fledermaus in der Bar du Bois, 2020, Schule Oberhuber. Eine Sammlung als Programm, mit Robert Müller, 2022; Friedl Dicker-Brandeis. Werkstätten bildender Kunst, kuratiert mit Stefanie Kitzberger und Robert Müller, 2022 sowie Eine Künstlerin der Moderne. Friedl Dicker-Brandeis. In Kooperation mit Linda Schädler, Graphische Sammlung der ETH Zürich 2023.

Silvia Herkt

+43 1 71133 3252

  • stv. Leitung Kunstsammlung und Archiv
  • Leitung Universitätsarchiv

Silvia Herkt ist Leiterin des Universitätsarchivs, Co-Leitung der Sammlung Kunst, Architektur und Design sowie stellvertretende Leiterin der Forschungseinrichtung Kunstsammlung und Archiv.

Masterabschluss in Public Management/Bereich Wissensmanagement. Seit 1981 Mitarbeiterin im Archiv der heutigen Universität für angewandte Kunst Wien. Beteiligung an zahlreichen Ausstellungen und Publikationen von Kunstsammlung und Archiv.

Das Archiv der Universität für angewandte Kunst Wien ist als Teil von Kunstsammlung und Archiv dem Bereich Lehre, Kunstentwicklung und Forschung zugeordnet. Die zentralen Aufgaben des Archivs sind die Sicherung, Bereitstellung und Auswertung der administrativen, künstlerischen und wissenschaftlichen Leistungen der Universität. Es agiert interdisziplinär und nimmt seine Aufgabe als Teil des kulturellen Gedächtnisses wahr. Die Symbiose mit der Sammlung Kunst, Architektur und Design, die etwa 65.000 Objekte umfasst und kontinuierlich ausgebaut wird, ist eine Besonderheit, die von den Mitarbeiter*innen und den Besucher*innen geschätzt wird.

Stefanie Kitzberger

+43 1 71133 2840

  • Leitung Sammlung Mode und Textil

Stefanie Kitzberger ist Kunsthistorikerin und arbeitet als Senior Scientist und Leiterin der Sammlung Mode und Textil am Institut Kunstsammlung und Archiv der Universität für angewandte Kunst Wien, an der sie auch Kunst- und Kulturwissenschaften unterrichtet. Sie forscht und publiziert zur Kunst der Moderne und Gegenwart mit Schwerpunkten auf der Geschichte sozialistischer/marxistischer und feministischer Positionen. Von 2015-2017 war sie Junior Fellow am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK) Wien/Linz sowie Predoctoral Visiting Fellow an der Northwestern University und der University of Kent. 2018-2020 arbeitete sie als Assistentin am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien. In ihrer Dissertation „Das konstruktivistische Imaginäre. Modelle der Überschreitung von Kunst im russischen Konstruktivismus 1920-1923“ untersucht sie die sowjetische Kunst der 1920er Jahre im Kontext ihrer (eigenen) zeitgenössischen und nachfolgenden historiografischen und kunsttheoretischen Deutungen. 

Bernadette Reinhold

+43 1 71133 3253

  • Leitung Oskar Kokoschka Zentrum

Bernadette Reinhold ist seit 2008 Leiterin des Oskar Kokoschka Zentrums und Senior Scientist des Instituts Kunstsammlung und Archiv an der Universität für angewandte Kunst Wien. Sie studierte Kunstgeschichte, Geschichte und Philosophie an der Universität Wien, Dissertation über Kokoschka und die österreichische Kulturpolitik (Promotion 2017). Freie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bundesdenkmalamt (BDA) Wien (1991-2008), Mitglied der Kommission für Provenienzforschung im BDA (1997-2008) und in einem FWF Projekt zur Wiener Hofburg an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (2004-2008) tätig. Vorstandstätigkeit u.a. in der Österreichischen Gesellschaft für Architektur/ÖGfA (2000-2005) und in der Oskar Kokoschka Dokumentation Pöchlarn (seit 2009). Zahlreiche Publikationen, Forschungs- und Ausstellungsprojekte sowie Lehrtätigkeit zu Architektur und Städtebaugeschichte, zur Kunst der Moderne, österreichischer Kulturpolitik, Gender Studies und Biografieforschung.