Ausstellungsempfehlung:
Oskar Kokoschka – Un fauve à Vienne
Das Musée d'Art Moderne de Paris präsentiert vom 23. September 2022 bis zum 12. Februar 2023 die erste Pariser Retrospektive, die dem österreichischen Künstler Oskar Kokoschka (1886–1980) gewidmet ist. Die Ausstellung, die sieben Jahrzehnte seines malerischen Schaffens nachzeichnet, zeigt die Originalität des Künstlers und führt uns an seiner Seite durch das Europa des 20. Jahrhunderts.
Oskar Kokoschka, der nicht nur Maler, sondern auch Schriftsteller, Dramatiker und Dichter ist, erscheint als ein engagierter Künstler, der von den künstlerischen und intellektuellen Umwälzungen im Wien des frühen 20. Jahrhunderts stark geprägt wurde und selbst zu einem wichtigen Protagonisten wurde. Durch die Intensität die Gemütszustände seiner Zeit auszudrücken, und sein Talent zur Provokation wurde er für die Kritiker ab 1908 zum Enfant terrible Wiens, wo er, unterstützt von Gustav Klimt und Adolf Loos, eine neue Generation von Künstlern, darunter Egon Schiele, inspirierte. Als Porträtist der Wiener Gesellschaft gelang es Kokoschka, die Innerlichkeit seiner Modelle mit unübertroffener Effizienz herauszuarbeiten.
Erschüttert von seiner Trennung von Alma Mahler, mit der er zwischen 1912 und 1914 eine turbulente Beziehung führte, meldete sich Kokoschka bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs zum Militär. Er wird zweimal schwer verwundet. Anschließend unterrichtet er an der Kunstakademie in Dresden, wo er nach neuen malerischen Ausdrucksformen sucht, die einen Kontrapunkt zu zeitgenössischen Bewegungen wie dem Expressionismus, der Neuen Sachlichkeit und der Abstraktion bilden.
Als unermüdlicher Reisender unternahm er in den 1920er Jahren zahlreiche Reisen durch Europa, Nordafrika und den Nahen Osten. Anfang der 1930er Jahre lebte er wieder vorwiegend in Wien – einer politisch spannungsreichen Zeit und übersiedelte 1934 nach Prag. Von den Nazis als "entarteter" Künstler diffamiert, wurden seine Werke aus deutschen Museen entfernt. Kokoschka setzte sich für die Verteidigung der Freiheit gegenüber dem Faschismus ein. Er wurde ins Exil gezwungen und konnte 1938 nach Großbritannien fliehen, wo er sich im internationalen antifaschistischen Widerstand engagierte.
Nach dem Krieg wurde er zu einer Referenzfigur der europäischen Intellektuellenszene und beteiligte sich am kulturellen Wiederaufbau eines verwüsteten und gespaltenen Kontinents. Er setzte sich intensiv mit der antiken Geistesgeschichte, der griechischen Tragödien und mythologischen Erzählungen auseinander, um darin das gemeinsame Ferment der Gesellschaften zu finden. Ab 1953 ließ er sich in Villeneuve am Genfersee in der französischsprachigen Schweiz nieder. Die Werke der letzten Jahre zeugen von einer malerischen Radikalität, die in ihrer Kompromisslosigkeit seinen frühen Werken nahekommt. Sein Glaube an die subversive Kraft der Malerei als Vektor der Emanzipation und Bildung blieb bis zu seinem Tod unerschütterlich.
Oskar Kokoschka. Un fauve à Vienne vereint eine einzigartige Auswahl der 150 bedeutendsten Werke des Künstlers dank der Unterstützung wichtiger europäischer und amerikanischer Sammlungen.
Kuratiert von Dieter Buchhart, Anna Karina Hofbauer und Fanny Schulmann, unterstützt von Anne Bergeaud und Cédric Huss
Die Ausstellung wird vom Oskar Kokoschka Zentrum durch zahlreiche Leihgaben unterstützt und wird vom 17. März bis zum 3. September 2023 im Guggenheim Bilbao zu sehen sein.
Oskar Kokoschka (1886–1980) earned his place in the canon of Modernist resistance as the “Oberwildling” or enfant terrible of Viennese Modernism, a versatile master of image and word, the progenitor of a much-discussed doll fetish, and an anti-fascist defamed by the Nazis as “degenerate.” In short, he was the epitome of the radical, political artist.
Bringing together the latest research from the fields of art and cultural studies, contemporary history, literature and theater studies, gender studies, and biography research, this publication from the Oskar Kokoschka Center at the University of Applied Arts Vienna sheds new light on the life and work of this fascinating artist, and critically interrogates many of his most powerful narratives: Kokoschka revisited.
This book emerges from the international conference Oskar Kokoschka. New Insights and Perspectives, which was held at the University of Applied Arts Vienna on February 27, 2020.