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Collection Fashion and Textiles University Gallery of the Angewandte

Textile Transfers

Die Sammlungen von Rosalia Rothansl und Mileva Stoisavljevic-Roller

Eröffnung:

9791/O/T

Maria Pranke, 'Sonderkurs für Textilarbeiten' Rosalia Rothansl, Kunstblume (Lehrmittel), um 1910

Universität für angewandte Kunst Wien, Kunstsammlung und Archiv, Foto: Manuel Lopez Carreon, kunst-dokumentation.com

Info

Kuratorisches Team

Eva Klimpel, Stefanie Kitzberger

Gesamtleitung

Cosima Rainer

Ausstellungsorganisation

Judith Burger, Laura Egger-Karlegger, Manon Fougère in Kooperation mit Anette Freudenberger, Leitung Universitätsgalerie der Angewandten im Heiligenkreuzerhof

Biografien und Werktexte

Judith Burger, Manon Fougère, Eva Klimpel, Stefanie Kitzberger; basierend u.a. auf Recherchen von Studierenden des Masterstudiums Expanded Museum Studies im Kontext des Seminars ‘Moderne Hausindustrie’ und kulturelle Übersetzung

Ausstellungsgestaltung

Martin Denk

Figurinenbau

Doris Drochter, Elke Handel, Eva Klimpel, Marianne Simmen

Grafische Gestaltung

Sebastian Köck

Die Karrieren von Rosalia Rothansl (1870–1945) und Mileva Stoisavljevic-Roller (1886–1949) stehen exemplarisch für die Professionalisierung von Künstlerinnen im Kontext der Öffnung der ehemaligen Wiener Kunstgewerbeschule für Frauen und die modernistische Ausrichtung ihrer künstlerischen Lehre im frühen 20. Jahrhundert.

Als eine der ersten Frauen, die in Zentraleuropa eine Professur erhielten, unterrichtete Rothansl Künstler*innen wie Friedl Dicker-Brandeis, Elisabeth Karlinsky, Vally Wieselthier oder Emmy Zweybrück in textilen Techniken. Stoisavljevic wurde an der Kunstgewerbeschule zur Grafikerin und Emailkünstlerin ausgebildet und war früh im Umkreis der Secession aktiv, etwa für die Zeitschriften Die Fläche oder Ver Sacrum.

Die Ausstellung kontextualisiert erstmals das Werk beider Protagonistinnen ausgehend von ihren textilen Sammlungen, die sich in Form zweier Konvolute an Kunstsammlung und Archiv der Universität für angewandte Kunst Wien erhalten haben. Es handelt sich um vielfarbige, handwerklich gefertigte, in regionalspezifischen Mustern gewebte, gewirkte, bestickte oder geklöppelte Kleidungsstücke und Fragmente, die von anonymen Produzent*innen aus ländlichen Regionen in Böhmen, Mähren, Dalmatien, Galizien, Lodomerien oder der Bukowina gefertigt wurden, aber auch aus Süd- und Ostasien stammen.

Die Ausstellung untersucht die beiden Konvolute als Reflexionen eines ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erstarkenden Interesses an sogenannter „Volkskunst“, das sowohl in den sich neu etablierenden Geisteswissenschaften, als auch in der angewandten Kunst und der zeitgenössischen musealen Praxis greifbar wird. Dieses Interesse verbindet die Sammlungen der beiden Künstlerinnen mit Figuren wie der Modeschöpferin Emilie Flöge, dem Ethnologen Michael Haberlandt oder dem Kunsthistoriker Alois Riegl.

Textile Transfers nähert sich der Vielschichtigkeit von Rothansls und Stoisavljevic-Rollers Gebrauch der Textilien als künstlerische Vorbilder und Artefakte. Zum einen beleuchtet die Ausstellung Rothansls Lehre und die Relevanz ihrer Sammlungspraxis an der Wiener Kunstgewerbeschule für das Werk ihrer Schüler*innen anhand einzelner Karrieren. Zum anderen geht sie den fotografischen Inszenierungen der von Stoisavljevic zusammengetragenen Textilien als Reformkleider im Kontext der Vernetzung der Künstlerin mit der Klimtgruppe nach. Darüber hinaus zeichnet die Ausstellung die Funktion der Sammlungsobjekte im Kontext der Konstruktion nationaler Identität und die Transformation von Geschlechterverhältnissen im Kontext der Reform des Kunstgewerbes um 1900 nach. Die eklektische Zusammensetzung der textilen Sammlungen wirft dabei Fragen nach einem spezifischen Primitivismus der Wiener Moderne auf. Dieser geht mit der Aneignung künstlerischer Wissenspraktiken aus Gebieten einher, die als Peripherien Österreich-Ungarns oder dem “Orient” zugehörig erscheinen.