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Collection Art, Architecture, Design Showcase

Schaukasten #7.1
„Sonderfall“ Angewandte. Im Fokus – Eine Gedenkinitiative 
Margarete Berger-Hamerschlag, Der Spiegel, 1932

© Kunstsammlung und Archiv, Universität für angewandte Kunst Wien, Foto: Manuel Lopez Carreon, kunst-dokumentation.com

Info

Konzept

Bernadette Reinhold, Christina Wieder

Gestaltung

Robert Müller

Ort

Universität für angewandte Kunst Wien
Vordere Zollamtsstraße 7
Foyer Haupteingang
1030 Wien

Abbildungen

Margarete Berger-Hamerschlag, Der Spiegel, 1932
Holzschnittserie, IN 12.165/2,4,5,8,11

Margarete Berger-Hamerschlag (Wien 1902–1958 London)
Der Spiegel (1932)

Die Zwischenkriegszeit ist geprägt von politischen Kämpfen, dem Wettstreit konfliktiver Dogmen und dem erneuten Erstarken diverser Ismen, von Nationalismus über Sozialismus hin zu Katholizismus und Atheismus. Während die Weimarer Republik dem nationalsozialistischen Aufstieg entgegenblickt und Italien ein diktatorisch-imperialistisches Regime erschafft, erlebt auch in Österreich der Faschismus massiven Aufschwung. Antisemitismus und rassistische Ausgrenzung bilden spätestens mit der Errichtung des austrofaschistischen Herrschaftssystems tragende Elemente der politischen Ideologie.

Die Künstlerin Margarete Berger-Hamerschlag, die aus einer jüdisch-katholischen und sozial engagierten Familie stammt, thematisiert in ihren expressiven Holzschnitten die tiefgreifenden politischen Konflikte der frühen 1930er-Jahre. Prägend ist ihre Zeit in der Jugendkunstklasse Franz Čižeks (1908–1917) und das Studium bei Oskar Strnad, Bertold Löffler und Eduard Wimmer-Wisgrill (bis 1922) an der Kunstgewerbeschule, der heutigen Angewandten. Ab den frühen 1920ern ist sie erfolgreich als Illustratorin, Karikaturistin und Buchkünstlerin tätig und stellt u.a. bei der linksorientierten Wiener Frauenkunst aus.

Ihr politisches Engagement zeigt sich besonders in der Serie Der Spiegel (1932). In mehrdeutigen Blättern wie Die Fabrik der Illusionen steht das Künstler-Ich (mit Pinsel und Farbeimer) in einem wüsten Bild-Text-Konglomerat von politischen und religiösen Symbolen – eine Reflexion der Rolle von Kunstschaffenden als Teil der Propagandamaschinerie? Andere Blätter bringen explizit Themen wie politisch-rassistische Verhetzung und Massenhysterie ins Bild. Die drastische Bildsprache, aber auch überdeutliche Bildtitel in ihrer repetitiv und nivellierend wirkenden Aneinanderreihung sorgen heute wie damals für Irritation.

Berger-Hamerschlag geht nicht zuletzt aufgrund des antisemitischen Klimas 1934 nach Palästina und 1936 weiter nach England. Dort ist sie politisch in Exilgruppen aktiv und setzt – wie ihre vielgelesene Autobiografie Journey into a Fog (1955) schildert – als Kunsttherapeutin ihr sozial-politisches Engagement in Jugendclubs der Londoner Slums fort.

Bilder

© Kunstsammlung und Archiv, Universität für angewandte Kunst Wien, Foto: Manuel Lopez Carreon, kunst-dokumentation.com

© Kunstsammlung und Archiv, Universität für angewandte Kunst Wien, Foto: Manuel Lopez Carreon, kunst-dokumentation.com

© Kunstsammlung und Archiv, Universität für angewandte Kunst Wien, Foto: Manuel Lopez Carreon, kunst-dokumentation.com

© Kunstsammlung und Archiv, Universität für angewandte Kunst Wien, Foto: Manuel Lopez Carreon, kunst-dokumentation.com