Die Angewandte trauert um Günter Brus
Der zornige Blick des Günter Brus ist nicht mehr. Wir trauern um einen Künstler, dessen Ruhm weit über Österreich hinaus reicht. Günter Brus studierte zwischen 1957 und 1960 bei Carl Unger und Eduard Bäumer in der Malereiklasse der damaligen Akademie für angewandte Kunst, die er im Konflikt und ohne Abschluss verließ. Der Aktionsraum der Leinwand sollte ihm ohnehin bald nicht mehr genügen. Sein Zorn war groß. Die repressive Politik der Nachkriegsjahre, mit ihrer verschleppten Aufarbeitung der Kriegsgräuel, ihren verkrusteten Strukturen, immer noch von den Ideologien des Nationalsozialismus durchdrungen, ließ die junge Künstlergeneration buchstäblich auf die Barrikaden gehen.
Günter Brus forderte die Öffentlichkeit heraus, indem er sich ihr schonungslos aussetzte. Bis zur „Zerreißprobe“, seiner letzten öffentlichen Aktion im Jahr 1970, machte er seinen eigenen Körper zum Austragungsort für den Kampf gegen den Faschismus, gegen die Doppelmoral der Kirche und gegen das Vergessen der Toten.
Farben und Worte sollten Brus immer begleiten. Denn, wo die Kunst sich nicht ins Mittel legt, da verfällt die Natur der Verderbnis’ zitiert Brus auf einem seiner Plakate den Lehrer und Autor Balthasar Gracián.
Günter Brus ist nicht mehr, möge sein Zorn uns weiterhin die Kraft geben, wach zu bleiben.